Text: Dagmar Weber
Mit diesem Beitrag möchten wir Ihnen in loser Reihenfolge ausgewählte „Lokale Produzenten“ vorstellen, die in unserer Nachbarschaft mit ihren selbstproduzierten Köstlichkeiten für Frische und Vielfalt auf unseren Tellern sorgen.
Starten möchten wir heute mit der „Gärtnerei Emmelheinz“ in Wiesbaden-Schierstein.
„Heute reicht die Schlange ja wieder bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof“, hört man die Kunden schon mal frotzeln, die sich geduldig in die lange Kundenreihe des Marktstandes vom Emmelheinz, auf dem Wiesbadener Wochenmarkt einreihen. Die Aussicht ist vielversprechend…Tomaten, Paprika, Gurken, Auberginen, Zucchini, Bunte Salate, Erbsen, Bohnen, Kohl, Rote Beete, Champignons, Karotten, Sellerie, Lauch, Knoblauch, Kartoffeln, Zwiebeln, von Oktober bis Ostern auch erntefrische Asia-Salate, ab Ende April eine große Auswahl an Gemüse-Jungpflanzen und Kräutern – also alles, was die sieben großen Gewächshäuser und die sechs Hektar Land, am Rande von Schierstein, gerade hergeben. Was nicht selbst produziert wird, wird zugekauft, immer regional von Produzenten aus dem näheren Umkreis. So sind die Walnüsse gerade erst von den Nussbäumen in Geisenheim gefallen, das Obst kommt direkt aus Frauenstein. Bedient wird man von freundlichen, engagierten jungen Damen, die alles im Griff haben – weil der Chef im Hintergrund des Standes alles im Blick hat! Donnerstags auch auf dem neuen Dotzheimer Wochenmarkt.
Christoph Ries, der das Unternehmen in der 4. Generation zusammen mit seiner Mutter Barbara Emmelheinz betreibt, kennt das Wort Langeweile nur vom Hörensagen, denn sein Tag beginnt 3x die Woche um 4 Uhr morgens – dann ist Wochenmarkt in Wiesbaden. Der Gartenbauingenieur hat weitere Abnehmer für seine Produkte, u.a. in der Wiesbadener Gastronomieszene und die Edeka-Supermärkte vor Ort. Fragt man ihn nach seinen drei persönlichen Wünschen für seinen Betrieb, nennt er als erstes Planungssicherheit. Denn er hat von der Stadt Flächen gepachtet, die für das sog. Westfeld als Baugebiet ausgewiesen sind. Man ist mit der Stadt im Gespräch, wie es für ihn dort weitergehen kann. Der zweite Wunsch ist zuverlässiges, belastbares Personal – am besten mit grünem Daumen, das bereit ist, bei Wind und Wetter und auch am Wochenende zu arbeiten. Er hat aktuell 16 Mitarbeiter*innen für die Wochenmärkte und im Betrieb vier bis acht Saisonkräfte, die durch Mund zu Mund Propaganda zu ihm kommen, lokale Kräfte…leider Fehlanzeige! Da unterstützt dann auch noch die Großmutter mit ihren 85 Jahren tatkräftig beim „Papierkram“, sprich, der Administration und die Freundin, Melanie Köhler kümmert sich um die Buchhaltung.
Sein dritter Wunsch ist gutes, beständiges Wetter, denn schon wenige Stunden Hitze zu viel, und im Gewächshaus herrschen afrikanische Verhältnisse und schon ist der Schädling da, wie mir Frau Emmelheinz anschaulich beschreibt. Dann bleibt nur noch einmulchen! Die produzierten Mengen lassen einen staunen, im Sommer werden z.B. bis zu 300 kg Cocktailtomaten die Woche geerntet, 1000 Hokkaido-Kürbispflanzen ergeben einen Ertrag von sechs Tonnen! Dieses Jahr, sagt Christoph Ries, wird ein Kürbisjahr, das Wetter war hervorragend für die Pflanze.
Ab Hof direkt gibt es keinen Verkauf, mit einer Ausnahme: ab 1. Mai bis Mitte Juni läuft jedes Jahr die Aktion „Beet- und Balkonmarkt“, dann kann man sich direkt in der Gärtnerei an der Schönaustraße 21b, mit Blumen- und Gemüsepflanzen und Kräutern für die Saison eindecken, das sei jedes Jahr ein Renner, sagt Barbara Emmelheinz.
Gefragt, was für ihn das Besondere am Wiesbadener Wochenmarkt sei, antwortet Herr Ries wie aus der Pistole geschossen, das sofortige Feedback der Kunden. Die Wiesbadener lassen ihn umgehend wissen, wenn der Salat zu nass war oder ein Produkt fehlte, sie greifen aber auch schon mal zum Hörer, um ihm gleich montagsmorgens am Telefon mitzuteilen, wie nett und fachkundig die Bedienung durch „seine Mädels“ am Stand war. Er ist offen für konstruktive Kritik, nur so kann er sich verbessern, sagt er.